Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2098 (06:09 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2059 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104,42. In der Folge notiert EUR-JPY bei 126,32. EUR-CHF oszilliert bei 1,0751.
Gestern war der Finanzmarkt von Positionsanpassungen und Gewinnmitnahmen geprägt. Die zwischenzeitlichen Höchststände an den Aktienmärkten konnten nicht gehalten werden. USD-Shortpositionen wurden getrimmt (Euro, Edelmetalle).
Die EZB steht heute im Fokus. Nach relativ vollmundigen Äußerungen der Entscheidungsträger im Vorwege der heutigen Sitzung des EZB-Rats nahezu im Gleichschritt mit den "Tauben" der Fed, erwartet der Markt eine Lieferung.
Es geht nicht um eine Veränderung der Zinspolitik, sondern um eine Neugestaltung der quantitativen Maßnahmen hinsichtlich Umfang und qualitativer Ausstattung. Sollte die EZB heute nicht liefern, spielte sie mit ihrem so lange und intensiv aufgebauten Ruf und Anspruch als Vollkaskoversicherung.
Mehr noch spielte sie mit dem Risiko einer nicht unerheblichen Aufwertung des Euros, was nicht ansatzweise mit dem Zielkatalog der EZB im Einklang stünde (deflationärer Impuls, Konjunkturschwächung).
Brexit: Noch ein Akt im Drama!
Wie erwartet brachte das Dinner in Brüssel zwischen Johnson und von der Leyen nichts außer Kosten. Man vereinbarte eine neue Frist bis Sonntagabend, ohne sich sachlich näher gekommen zu sein. Sehr geehrte Frau von der Leyen: Einen Fuß der Schuhgröße 45 bekommt man nicht in einen Schuh Größe 40! London führt die EU seit vier Jahren vor. Das "Deadline-Spiel" ist grotesk!
USA/China: Chance auf einen neuen Ansatz?
Die US-Handelsexpertin Katherine Tai (45) soll angeblich Handelsbeauftragte in der Regierung des voraussichtlichen Präsidenten Biden werden.
Sie ist Amerikanerin chinesischer Abstammung und spricht fließend Mandarin.
Sie studierte in Yale und Harvard Jura.
Sie leitete von 2011 bis 2014 die Durchsetzung des chinesischen Handelsabkommens im Büro des US-Handelsvertreters.
Sie bekleidet derzeit die Position einer Beraterin des Ausschusses für Handelsfragen im Repräsentantenhaus.
Im Sommer forderte sie eine andere Herangehensweise in der China-Politik als den Wirtschafts- und Finanzkrieg der Trump-Regierung.
Anders ausgedrückt ist sie ein Profi. Ihr asiatischer Hintergrund eröffnete andere Zugänge. Die Chance, dass sich mit einer Biden-Administration die China-Politik von einer konfliktorientierten zu einer lösungsorientierten Form verändert, ist real. Für den Frieden in der Welt und eine besser funktionierende Weltwirtschaft wäre das eine Wohltat.
Die Nachricht ihrer Berufung wurde von den Demokraten in beiden Kongress-Häusern begrüßt. Es bedarf noch einer Bestätigung ihrer Berufung durch den US-Senat.
USA-Haushalt in Not - "Shutdown" droht
Die politischen Eliten in den USA sind hinsichtlich des Corona-Hilfspakets weiter nicht einig, obwohl allen Beteiligten bewusst ist, dass mangels selbstragender wirtschaftlicher Kräfte (siehe 2019) und der zusätzlichen massiven Belastungen durch Corona weitere konsumtive Hilfsmaßnahmen zwingend notwendig sind, denn das Thema Unterernährung wird in den USA sukzessive akuter und findet sich mittlerweile in der US-Tagespresse wieder. Hier wird deutlich, wie weit die politischen Eliten in den USA von den Menschen vor Ort distanziert sind, in welchem Zustand sich die USA befinden und wie gespalten das Land ist.
Zusätzlich stößt der öffentliche Haushalt an seine Grenzen. Es bedarf einer parlamentarischen Ermächtigung, um sich überhaupt weiter verschulden zu dürfen und zu können. Per 8. Dezember summiert sich die öffentliche Neuverschuldung im laufenden Kalenderjahr in den USA auf mehr als 4.220 Mrd. USD!
Das US-Repräsentantenhaus hat als erste Kongresskammer für einen Übergangshaushalt gestimmt, der eine ab 11.12.2020 drohende Zahlungsunfähigkeit des Bundes bis zum 18.12.2020 verhindern soll. Die zweite Kammer, der Senat, wird sich wohl heute mit der Vorlage beschäftigen müssen, denn zeitlich pressiert es.
Dieser Zwischenhaushalt soll Zeit für die Verhandlungen über ein größeres Paket mit einem Volumen von 1,4 Billionen USD generieren.
Diese Umstände und diese Debatten werfen Fragen auf, ob die USA Verantwortung in ihrer globalen Rolle angemessen und verantwortungsvoll leben können, da sie nicht einmal ihre eigenen brennenden Hausaufgaben bewältigen können.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Eurozone: Spanien und Niederlande setzen positive Akzente
Der Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands stellte sich per Berichtsmonat Oktober auf 22,5 Mrd. Euro nach zuvor 26,3 Mrd. Euro. In Spanien sank die Industrieproduktion per Berichtsmonat Oktober im Jahresvergleich um 1,6 % (Prognose -2,6 %) nach zuvor -3,1 % (revidiert von -3,4 %). In den Niederlanden stieg die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes per Oktober im Monatsvergleich um 2,0 % nach zuvor -0,3 % (revidiert von -1,0 %).
USA: Starke Absatzzahlen im Großhandel
Die Lagerbestände im Großhandel legten per Oktober im Monatsvergleich um 1,1 % (Prognose 0,9 %) nach zuvor 0,9 % zu. Der Absatz verzeichnete einen Anstieg um 1,8 % (Prognose 0,8 %) nach zuvor 0,4 % (revidiert von 0,1 %).
CAD: Keine Zinsveränderung
Die Zentralbank Kanadas hat auf ihrer Dezembersitzung den Leitzins unverändert bei 0,25 % belassen.
Japan: Positive Tendenz
Der Business Survey Index stieg im 4. Quartal um 21,6 % nach zuvor 0,1 % im 3. Quartal. Damit verzeichnete der Index den stärksten Anstieg im Quartalsvergleich in der uns bis 2004 vorliegenden Historie. Die Erzeugerpreise waren per Berichtsmonat November im Monatsvergleich unverändert (Prognose 0,0 %) nach zuvor -0,2 %. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 2,2 % (Prognose -2,2 %) nach zuvor -2,1 %.
China: Keine Beanstandungen
Die Geldmenge M-2 nahm per Berichtsmonat November im Jahresvergleich um 10,7 % (Prognose 10,5 %) nach zuvor 10,5 % zu. Das Wachstum der Kreditvergabe stellte sich im November auf 12,8 % (Prognose 12,9 %) nach zuvor 12,9 %.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1580 - 1.1610 negiert den positiven Bias.
Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!
Kommentare
die politischen Eliten haben sich weltweit von den Menschen vor Ort distanziert.
Das ungedeckte Geldsystem ist ein Großcasino.
Die Banken sind die Spitze dieses " Systems " .
Gewinne werden privatisiert , Verluste sozialisiert .
Und Sie sind oder waren auch Teil dieses " System " und profitieren davon !
Schöne Grüße ins Teufelsmoor und bleiben Sie gesund !
Recht haben Sie!
Hellmeyer:
Für den Frieden in der Welt und eine besser funktionierende Weltwirtschaft wäre das eine Wohltat.
Entschuldigung, aber wann haben die Demokraten Frieden oder Wohlstand gebracht??? wann? wohin???
Ich kenne nur Tote, Verwüstung, Elend, Raub und Totschlag, all überall dort wo die Demokraten mit der Nato zusammen angeblich für Frieden und Wohlstand sorgen wollten. Nennen Sie mir bitte nur 1 Land wo das eingetreten ist!
Entschuldigung, geht's noch?
Nur weil jemand sein ehrliches Geld als Bankangestellter oder -direktor (ex meine Wenigkeit), als Devisenhändler, Finanzökonom, Wirtschaftssyndicus oder -journalist oder als Entwickler eines internationalen Systems für die weltweite real-time Cashflowkontrolle des internationalen Finanzmarktes entwickelt und eingeführt hat (meine Wenigkeit), ist man doch nicht "Teil dieses Systems", wie Sie das herabwürdigend formulieren.
Sie können doch nicht die überwiegende Mehrzahl der Menschen, die in "diesem System" arbeiten und Fleiss und Erfindungsgeist einbringen, so diffamieren.
Die Ungleichgewichte des Finanz- und Geldsystems resultieren aus den überbordenden Investitionsspekulationen der Grossfinanz, der Übernahme des Bankgeschäfts durch unwissende Versicherungen, und durch das Fehlverhalten der Konsumenten ("Geiz ist Geil", etc) und den Bemühungen der Zentralbanken, den totalen Crash zu verhüten, Letzteres übrigens auch in Ihrem Interesse.
Ein bischen mehr Distanz, Abgeklärtheit und Finanzmarktverständnis könnte man für Leser des CashKurs schon erwarten.
Nicht's für Ungut,
Grüsse aus Brüssel,
Ralph Oppel
PS. Frau vdL hat mit Herrn J gespeist, wie schön. Ausser der Restaurantionsrechnung nichts Neues.
wer steht denn für die Fehler ( Schiffskredite, Cum Ex z.B. ) der Landesbanken und anderen Banken ein ?
Die Angestellten , die Politiker ?
Nein > DER STEUERZAHLER !!!
Grüsse nach Brüssel !
Ich fand und finde die pauschale Herabklassifizierung "Teil des Systems" falsch. Sie verstehen unter dem "System" vermutlich eine diffuse, kriminelle Organisation, zu der alle gehören, die damit etwas zu tun haben, egal ob Bürobote, Buchhalter oder Abteilungsdirektor. Das ist aber gänzlich falsch und völlig ungerecht den 99% der Menschen gegenüber, die im "System" arbeiten und ihr tägliches Brot verdienen.
Übrigens, in den Landesbanken sitzen keine Banker, sondern (an den wichtigen Posten) Politiker, die nach Parteibuch auf die Direktorenposten gehievt werden bzw. worden sind. Leider stehen sie für ihre Fehlentscheidungen nicht ein (Frage: sind das "Fehler", wenn man die Auswirkungen der Entscheidungen, die man als Regionalpolitiker in einer internationalen Finanztransaktion trifft, gar nicht versteht und abschätzen kann?).... oder ist man "nur" überfordert? (d.h. fehl am Platz).
Z.B. gingen bei der WestLB schon im Jahr 1984 4,5 Mrd DM durch den Kamin; da sass ein Herr Poullain als Politikhochgehievter im Chefsessel und ein Herr Jockel Fuchs (notabene SPD) war Bürgermeister in Mainz, dem Sitz der Deutschen Anlagen-Leasing; Keiner von beiden verstand was von der Langzeitleasing-Refinanzierung, haben aber dran mitgedreht, bis das Geld weg und die DAL seitdem nur noch ein Schatten ihrer selbst war. Dafür "stehen" die Politiker und unfähige weil out-of-ability hochbeförderte Strebertypen. "Einstehen" müssen aber dafür nicht nur die Steuerzahler, sondern auch die zahllosen Unternehmer, die ihr Geld und ihre Unternehmen verloren haben, sondern auch die vielen Angestellten, die ihre Arbeit und Einkommen für ihre Familien verloren haben.
Die CumEx-Geschäfte gehen auf Fehler in der Steuergesetzgebung zurück. Ich kenne die Möglichkeiten der Cum-Transaktionen seit meiner Lehrzeit - vor 50 Jahren - in der Bank (wurde damals sogar in der Wirtschaftshochschule und der Berufschule behandelt), hab es aber nie betrieben. Das waren im grossen Stil internationale Investorenbanditen und deren internationale Rechtsanwälte, die den "Trick" rausgefunden haben. Suchen Siie mal bei der Mafia.... Die Finanzverwaltung kennt das Problem seit Jahrzehnten, blieb aber lau (warum wohl?) und hat erst vor wenigen Jahren die Augen aufgemacht, als der Skandal zu anrüchig wurde.
Problem wie immer und überall: Inkompetenz, Gleichkültigkeit und Faullheit der Beamten und Sachbearbeiter (d.h. der Bürger) - also muss der Bürger auch für den Schaden einstehen; leider ist (sind) es nicht der-/dieselben. Würde sich vielleicht bessern, wenn die Verantwortlichen bis auf die Mindestrente mit ihrem gesamten Vermögen haftbar gemacht würden.
Schöne Grüsse,
R. Oppel
eine Wohltat für den Frieden in der Welt, der Wahrheit, Gerechtigkeit, Demokratie und Menschlichkeit wäre es wohl eher, wenn die demokratischen Kriegsverbrecher Obama, Biden, Clinton & Konsorten endlich vor ein internationales Gericht gestellt werden. Wenn dann auch noch die Aufdecker von Verbrechen Assange und Snowden nicht mehr im sogenannten Werte-Westen verfolgt werden, können wir wieder über Hoffnung sprechen.
Schöne Grüße
meine recht unfreundlichen Kritiker haben den Report wohl nicht gelesen. Da steht etwas von Chance und es wird mit einem Fragezeichen gearbeitet. Danke für die Unsachlichkeit in den Kommentaren.
Meine Positionn zu den internationalen Rechtsverletzungen zu den USA habe ich in diesem Format in der Vergangenheit deutlich genug gemacht.
Wegen Bremer LB:
Jetzt ist das Maß voll. In meiner Funktion war ich weder Vorstand noch hatte ich Kreditkompetenz. Der Sektor Treasury war extrem erfolgreich (mein Feld). Wenn man mit derartigen Geschützen aufwartet, sollte man sich erst inmal schlau machen.
Jetzt wünsche ich allen ein besinnliches Weihnachtsfest (durch den Lockdown wird es wohl so besinnlich wie nie zuvor), einen guten Rutsch und ein gesundes und erfolgreiches 2021.
LG
Folker Hellmeyer
Danke für Ihren Kommentar.
Jeder hat seine Sichtweise dargestellt und das ist auch gut so !
Besinnliche Weihnachten und kommen Sie mit Ihrer Familie gut ins neue Jahr !